KZ Buchenwald und Weimar, Genie und Abgrund

Das ehemalige KZ Buchenwald und die Stadt der Weimarer Klassik und der Weimarer Republik liegen gerade mal acht Kilometer auseinander. In Weimar, das übrigens toll restauriert ist, treffen so mit den Wirkstätten von Goethe und Schiller und den Wirkstätten der Nationalsozialisten kultureller Hochgeist und abgrundtiefe Menschenverachtung unmittelbarer aufeinander.

Das Genie und das Grauen des Deutschen – so nah, so eins?

Das Bild projiziert die Sträflingskluften des KZs in die Gesichter der Statuen von Goethe und Schiller am Theaterplatz, Körper und Kranz koloriert in den Nationalfarben.

Ich bin selbst geschockt beim Anblick dieses Werks. Es hat etwas Unheimliches, Verstörendes. Aber genau so stellt sich die Geschichte ja dar. Sowohl das Genie hat etwas Unheimliches wie der Abgrund etwas Verstörendes. Und beides vereint in derselben Nation, das ist das eigentlich Unfassbare.

Beeindruckend war auch der Vortrag einer örtlichen Historikerin über das KZ während des Rundgangs durch das Lager. In mir haften geblieben ist der Hinweis, dass Buchenwald auf einer Anhöhe liegt, von der man aus bis 5o Kilometer weit ins Land hinein sieht, bis zum Harz bei gutem Wetter; was auch heißt, dass man weit vom Land her hoch ins Lager sieht. Die Bevölkerung hat also sehr wohl gesehen, was hier oben passiert. Die Behauptung, man hätte nicht gewusst, was in Buchenwald geschieht, ist daher klar eine Lüge.

Ja, wir Deutsche haben gewusst, was in den Lagern passiert. Auch wenn Alexander Gauland, dem ein Vogel ins Gehirn geschissen hat, die Zeit von 1933 bis 1945 als unbedeutende Episode der Geschichte abtut und mithin damit auch das unsägliche Leid in diesen KZs kleinredet.